Anfang Juli 2022 haben das zur BBT-Gruppe gehörende Brüderkrankenhaus St. Josef und das zur Stiftung St. Johannisstift gehörende Ev. Krankenhaus in Paderborn ihre Pläne für eine gemeinsame Zukunft veröffentlicht. Im Frühjahr 2023 wurden, nachdem auch die Genehmigung der Kartellbehörde vorlag, die entsprechenden Vertragswerke von den beiden Partnern unterzeichnet.
Gemeinsame Medizinstrategie: Orthopädie und Viszeralchirurgie ziehen um
Jetzt sind die Planungen in ihrer Umsetzung soweit vorangeschritten, dass erste Umzüge von medizinischen Abteilungen anstehen. Wie bereits im Februar diesen Jahres berichet, bildet die Aufteilung in ein Elektivhaus (Ev. Krankenhaus St. Johannisstift) mit Abteilungen, in denen tendenziell eher geplante Eingriffe durchgeführt werden, und ein Akuthaus (Brüderkrankenhaus St. Josef) mit Abteilungen, in denen tendenziell auch viele notfallmäßige bzw. nicht planbare Eingriffe stattfinden, den roten Faden für die gemeinsame Medizinstrategie. Vor diesem Hintergrund wird die Orthopädie, bis dato im Brüderkrankenhaus beheimatet, ihren Betrieb zum 1. September 2023 am Standort St. Johannisstift aufnehmen. Die Viszeralchirurgie des Ev. Krankenhauses St. Johannisstift wird gleichzeitig an den Standort Brüderkrankenhaus wechseln und zukünftig gemeinsam mit der dortigen Viszeralchirurgie die entsprechenden Patient*innen versorgen.
Auswirkungen auf die Notfallversorgung in Paderborn
Aufgrund des Wegfalls der Chirurgie im St. Johannisstift werden sich auch die Strukturen in den Zentralen Notaufnahmen verändern. Die Einzelheiten werden gerade in einem gemeinsamen Projekt erarbeitet: „Insgesamt wird sich die Notfallversorgung der Patient*innen im Raum Paderborn nachhaltig verbessern“, erläutert Siegfried Rörig, Regionalleiter der BBT-Gruppe in Paderborn / Marsberg: „Bei schon seit Jahren zunehmenden Fallzahlen, teilweise sogar mit Einlieferungen auch aus Nachbarkreisen, und dem überall knapper werdenden Personal bietet die Zusammenführung beider Häuser die Chance, die so genannte Versorgungsstufe 2 weiterhin sicher und qualitativ hochwertig erbringen zu können“. Mit den Rettungsdiensten haben bereits Gespräche über die zukünftige Ausrichtung stattgefunden.
Die Orthopädie an der Betriebsstätte St. Johannisstift
Cheforthopäde PD Dr. Christoph Windisch und sein Team planen bereits ab dem 23. August von der Husener Straße an die Reumonstraße zu ziehen, um dort Anfang September starten zu können. Im ersten Obergeschoss des St. Johannisstifts entsteht aktuell die frisch renovierte Station 4 mit 36 Betten für orthopädische Patient*innen. Auf der gleichen Ebene wird eine großzügige orthopädische Ambulanz entstehen. Operiert werden soll an jedem Wochentag, zusätzlich werden voraussichtlich an einem Tag in der Woche die ambulanten Operationen statfinden. Die Radiologie, beide Physiotherapie-Teams, das Sanitätshaus und viele weitere Abteilungen sind entsprechend eng in die Umsetzungen mit einbezogen.
So wird die radiologische Versorgung am St. Johannisstift ab dem 1. Oktober vom Team der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie unter der Leitung von Prof. Dr. med. Marc Keberle mit den dort bestehenden Geräten aufgenommen. Aktuell wird die radiologische Versorgung an der Reumontsraße noch durch die externe Praxis Radiologie am Theater betrieben.
„Mit dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten des St. Johannisstifts sind wir in der Lage, die orthopädische Versorgung der Patient*innen im Raum Paderborn im Rahmen unseres zertifizierten Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung auf ein neues Level zu heben“, freut sich PD Dr. Christoph Windisch, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, orthopädische Chirurgie und Sportmedizin. Für die Patient*innen bedeute dies vor allen Dingen weniger Wartezeit auf stationäre und ambulante Eingriffe sowie eine verbesserte Lenkung durch die einzelnen Stationen von der Aufnahme über die Versorgung bis hin zur Nachbehandlung bei gleichbleibend höchster Qualität.
Die Viszeralchirurgie an der Betriebsstätte Brüderkrankenhaus
Die Viszeralchirurgie, aktuell noch an beiden Standorten vorhanden, konzentriert sich zum 1. September am Brüderkrankenhaus. Die Chefärzt*innen PD Dr. Ricarda Diller und Klaus Christian Diederich planen mit circa 30 Prozent mehr viszeralchirurgischen Patient*innen als bisher am Brüderkrankenhaus behandelt wurden. „Mit dem zertifizierten Darmkrebszentrum, dem onkologischen Zentrum und der robotergestützten Chirurgie mit dem Da Vinci am Brüderkrankenhaus sind wir bereits gut aufgestellt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Johannisstift können wir insbesondere die Notfallversorgung der viszeralchirurgischen Patientinnen und Patienten durch Bündelung unserer Kompetenzen weiter verbessern“, erklärt PD Dr. Ricarda Diller, Chefärztin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Brüderkrankenhaus. Klaus Christian Diederich dazu ergänzend: „Durch die Zusammenführung der beiden Abteilungen konzentrieren wir auch die minimalinvasive Expertise im Raum Paderborn und können für die viszeralchirurgischen Patientinnen und Patienten weiterhin das komplette viszeralchirurgische Angebot auf höchstem Qualitätslevel vorhalten, basierend auf dem gesammelten Fachwissen erfahrener Spezialisten aus Medizin, Pflege und Therapie.“
Weitere Projekte
Über die Verlegung der beiden Abteilungen hinaus sind weitere größere Investitionen in zukunftsweisende Projekte bzw. die Ausstattung beider Standorte geplant. Aktuell arbeiten die Leitungen beider Häuser sowie fachbezogene Projektteams intensiv an den entsprechenden Konzepten und der Refinanzierung der jeweiligen Investitionen.
Zielbild: Ein Krankenhaus mit zwei Betriebsstätten
Beide Partner planen ab Januar 2025, das Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, das St.-Marien-Hospital Marsberg (beide BBT-Gruppe) und das Ev. Krankenhaus St. Johannisstift in eine gemeinsame Krankenhaus-Gesellschaft einzubringen. Die Gesellschafter, also die „Eigentümer“ dieser Gesellschaft, sind die BBT-Gruppe und die Stiftung St. Johannisstift. Die BBT-Gruppe ist der Mehrheitsgesellschafter, die Stiftung St. Johannisstift ist der Minderheitsgesellschafter, der „Juniorpartner“.
Im Ergebnis soll ein starker Gesundheitsdienstleister für die Region Paderborn / Marsberg entstehen. Ergänzt wird die geplante Struktur von weiteren regionalen Einrichtungen beider Partner: zwei Pflegeschulen, drei medizinische Versorgungszentren, ein Betriebsarztzentrum sowie dem Krankenhauslogistiker paderlog. „Die genaue gesellschaftsrechtliche Ausgestaltung wird zurzeit erarbeitet“, erläutert Christoph Robrecht, Hausoberer und Regionalleiter der BBT-Gruppe in Paderborn / Marsberg „Ein weiterer Gewinn in der Zusammenführung unserer Häuser: Auch gemeinsam mit der Altenhilfe der Stiftung St. Johannisstift planen wir eine enge Zusammenarbeit im Sinne der sektorübergreifenden Vernetzung und des ganzheitlichen Versorgungsangebots.“.
Darüber hinaus ist es geplant, dass der interimistische Geschäftsführer des Ev. Krankenhauses St. Johannisstift, Dr. Dietmar Stephan, im Zuge der Zusammenführung planmäßig zum 1. September von BBT-Regionalleiter Siegfried Rörig abgelöst wird. „Für sein hohes Maß an Professionalität und seine Expertise, die Dr. Stephan in seiner Amtszeit in unser Haus und das große Projekt der Zusammenführung eingebracht hat, danken wir ihm sehr“, so Martin Wolf, Vorstand der Stiftung St. Johannisstift. „Dr. Stephan hat insbesondere die Entwicklung unserer gemeinsamen Medizinstrategie entscheidend mitgeprägt.“
Plan mit Weitblick: Warum die Zusammenführung gut und notwendig ist
Der neue Landeskrankenhausplan NRW sieht eine Konzentration von Kompetenzen vor, Doppelvorhaltungen außerhalb der Basisversorgung sind im Konzept nicht enthalten. „Damit sind wir heute schon im Sinne des neuen Landeskrankenhausplanes unterwegs“, setzt Martin Wolf, Vorstand der Stiftung St. Johannisstift, die Fusion in den planerischen Kontext. Die Zusammenführung der beiden Häuser sowie insbesondere die neue Medizinstrategie seien sowohl seitens der Kostentäger als auch seitens der Politik sehr wohlwollend aufgenommen worden.
BBT-Gruppe
Die BBT-Gruppe gehört mit über 100 Einrichtungen zu den großen christlichen Trägern von Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen in Deutschland. Über 14.000 Mitarbeitende versorgen jährlich mehr als 700.000 Patienten ambulant und stationär und bieten in den verschiedenen Wohn- und Betreuungsangeboten der BBT-Gruppe über 2.400 Menschen eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Unsere christliche Mission: Praktizierte Nächstenliebe.
Das Netzwerk für Ihre Gesundheit –
Die Krankenhäuser, Haus- und Facharztpraxen der BBT-Gruppe im Paderborner Land und Hochsauerland
Das Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, Lehrkrankenhaus der Georg-August-Universität Göttingen, und das St.-Marien-Hospital Marsberg, beides Einrichtungen der BBT-Gruppe, bieten jährlich für über 25.000 stationäre und mehr als 50.000 ambulante Patienten in den 18 Fachabteilungen sowie einer HNO-Belegabteilung, einer Pflegeschule und dem Logistikzentrum paderlog umfassende und qualifizierte Dienstleistungen im Gesundheitswesen. Des Weiteren gehören zum Unternehmensverbund mehrere Medizinische Versorgungszentren unterschiedlichster Fachrichtungen.
St. Johannisstift
Ev. Stiftung St. Johannisstift: Das St. Johannisstift, gegründet 1862 in Paderborn, bietet hilfsbedürftigen Menschen ein umfassendes Angebot in nahezu allen Lebenssituationen. In den Geschäftsbereichen Medizin, Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie Bildung arbeiten heute rund 1.300 Mitarbeitende. Als freigemeinnütziger, evangelischer Träger bietet das St. Johannisstift ein umfassendes Pflegenetzwerk, eine ganzheitliche und sektorübergreifende Versorgung von Medizin (Krankenhaus) und Pflege (Altenhilfe).
Im Ev. Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn werden jährlich rund 20.000 Patienten versorgt, davon 8.000 stationär und 12.000 ambulant. Zu den Leistungsschwerpunkten des Krankenhauses gehören die Gefäßmedizin, die Geriatrie (Medizin für alte Menschen), die Innere Medizin sowie ab dem 1. September 2023 die Orthopädie. Zudem gehört zum Krankenhaus der Bildungscampus für Gesundheits- und Sozialberufe. Hier werden, neben dem großen Angebot der Fort- und Weiterbildung, regelmäßig über 300 junge Menschen für den Pflegeberuf ausgebildet.