„Ich sag nicht ‚Ich gehe zur Arbeit‘!“

Michael Ludolph geht kurz nach seinem 25-jährigen Dienstjubiläum in den Ruhestand

Ziemlich genau 25 Jahre hat Michael Ludolph im St. Johannisstift verbracht. Mit 39 Jahren hat er im damaligen Ev. Altenheim und heutigen Ulrich Johannsen-Haus die Hausmeisterstelle übernommen. Wer ihn heute kennt, würde nicht denken, dass der 64-Jährige die Stelle damals mit etwas Bauchgrummeln angetreten hat.

Michael Ludolphs Arbeitsplatz war nämlich vorher meistens erhaben, oben auf dem Dach. Metallbedachungen hat er gefertigt und angebracht, und zwar nicht nur die ganz einfachen, sondern auch die auf Kirchen und Kuppeln. Eines seiner Werke kennen wir fast alle: Die Kuppel unter dem „kleinen Hermann“ auf dem Haus Detmolder Str. 31/Ecke Hermannstraße.

Weil aber damals schon klar war, dass irgendwann Schluss sein würde mit dem Arbeiten auf dem Dach – körperlich bedingt – hat Michael Ludolph sich kurz vor seinem 40. Geburtstag weitblickend etwas Anderes gesucht. Das Bauchgrummeln war schnell weg. „Ich sag auch nicht ‚Ich gehe zur Arbeit‘, weil das für mich hier keine Arbeit ist. Das ist ein Teil meines Lebens. Ein großer Lebensabschnitt auch, gemessen an meiner Gesamtlebenszeit bis jetzt“, erzählt er.

Die Arbeit hier verändere die Menschen, berichtet der Hausmeister. Das gehe auch seinen Kollegen so. „Wir helfen auch schonmal mit, wenn zum Beispiel in den Bereichen spontan Hilfe benötigt wird. Wir gehen in jedes Zimmer und sehen viel – vor allem viel Sonnenschein, aber manchmal auch Regen.“ Er bewundere die Kolleginnen und Kollegen in der Pflege und helfe deshalb gerne. „Du wirst viel ruhiger und merkst erst, wie gut es dir geht. Manchmal nimmt man auch was mit nach Hause, dann spreche ich mit meiner Frau darüber, und dann ist das Thema abgehakt.“

Für seine nachfolgenden Kollegen bereitet er jetzt schon alles vor. Einweisungen in Power Point und Excel, alles up to date. Michael Ludolph fuchst sich gerne in neue Techniken ein. Und wie man heute am besten gendert, damit alle eingeschlossen sind, darüber macht er sich Gedanken. In seiner Freizeit fotografiert er gerne und fährt Fahrrad. Und reisen ins angrenzende europäische Ausland, das mag er auch. Mit dem Zug und dem Fahrrad – und seiner Frau, mit der er seit 42 Jahren verheiratet ist und zwei Söhne großgezogen hat, zuhause in Elsen.

Nachdem am 1. August sein 25-jähriges Dienstjubiläum war, ist am 31. Oktober letzter Arbeitstag. Dann solls eine kleine Abschiedsfeier mit Würstchen vom Grill geben. Nicht so groß, nicht so laut. Und dann kann gereist werden ohne Zeitlimit. Hoffentlich noch ganz lange fit und gesund. „Das Schlimmste wär, wenn wir den als Bewohner hier wiederkriegen“, lacht sein Hausmeisterkollege Michael Kivelitz mit einem Augenzwinkern. „Dann erklärt der uns immer noch, wie alles geht.“

Mehr interessante Beiträge