Stationäre Angebote
Jugendhilfe Bergkamen
Im Bereich der stationären Hilfen bieten wir zwei stationäre Gruppen mit jeweils sechs Plätzen sowie Erziehungsstellen an, die sich hinsichtlich der Betreuungsdauer und Ausrichtung unterscheiden. Und seit dem 1. Juni 2019 noch eine weitere Wohngruppe mit fünf Plätzen.
Die Wohngruppe in der Römerstraße bietet Kindern im Alter von 6 bis 11 Jahren Unterstützungsmöglichkeiten, die nicht in ihren Ursprungsfamilien bleiben können. Mit einer 1-zu-1-Betreuung werden wir dem Bedürfnis der oft stark traumatisierten Kindern gerecht, begleiten sie auf ihrem weiteren Lebensweg und geben ihnen ein neues Zuhause. Pädagogische Fachkräfte und eine systemische Familientherapeutin sichern eine hohe Qualität der Versorgung.
Wir freuen uns sehr, dass wir eine neue Wohngruppe eröffnen konnten, um fünf weiteren Kindern, eine nachhaltige Unterstützung zu geben und ihnen eine stabile Zukunft zu ermöglichen. Ausgangspunkt für dieses neue Leistungsangebot ist das offenkundige fachliche Dilemma, dass die Zahl der jüngeren Kinder, die einer stationären Aufnahme bedürfen, signifikant zugenommen hat, dass aber gleichzeitig die Zahl der Sozialpädagogischen Lebensgemeinschaften, also der Menschen, die sich vorstellen können, diese Kinder in ihren eigenen Familien aufzunehmen, deutlich rückläufig ist.
Die neue Wohngruppe in der Römerstraße ist heterogen und koedukativ ausgelegt, das bedeutet, hier wohnen und leben Jungen und Mädchen zusammen. Auch die Aufnahmen von Geschwister-Konstellationen ist möglich. Da viele Sozialpädagogische Lebensgemeinschaften (SPLG) aufgrund ihres Alters neuen Kindern nicht mehr eine längerfristige Perspektive geben können und Maßnahmen zur Akquise neuer SPLG in das Leere gelaufen sind, zeigt die Jugendhilfe Bergkamen mit dieser Wohngruppe eine fachliche Alternative auf. Die Wohngruppe Römerstraße bietet fünf Kindern ein sicheres Lebens- und Lernumfeld orientiert am christlichen Menschenbild.
Die reizarme Lage des Einfamilienhauses in Selm bietet den Betreuten grundsätzlich die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Das Haus verfügt neben der Wohnfläche von 210 m² über einen Garten. Die Wohnfläche des Hauses verteilt sich auf zwei großzügig ausgebauten Etagen. Der Wohnraum ist offen gestaltet. Das Wohnzimmer, die Küche und der Essbereich bieten ausreichend Platz zur gemeinsamen Nutzung für alle Betreuten. Auf beiden Etagen befinden sich kernsanierte, moderne Badezimmer. Alle Betreuten verfügen über ein großes Einzelzimmer, dass nach eigenen Wünschen gestaltet werden kann. Das Selmer Umfeld bietet den Kindern viele Möglichkeiten der schulischen‐, beruflichen und persönlichen Entwicklung sowie eine sehr gute Anbindung an Erlebnismöglichkeiten und Bildungs- wie Ausbildungsangebote in der näheren Umgebung. Sämtliche Schulformen und verschiedene Freizeitangebote, Jugendzentren und Sportvereine sind zu Fuß, mit dem Bus oder dem Zug zu erreichen. Als Spielalternative steht der gegenüberliegende öffentliche Spielplatz ganzjährig zur Verfügung.
Angebote der beiden weiteren Gruppen
Das Konzept der beiden stationären Gruppen ist die Aufnahme von Kindern, die in der Regel durch die Initiative des Jugendamtes aus ihren Herkunftsfamilien herausgenommen werden. Kinder, bei denen die Trennung von den leiblichen Eltern notwendig ist, um ihren Schutz zu gewährleisten und/oder eine erhebliche Gefährdung ihrer Entwicklung zu verhindern.
Beobachtungsgruppe
Die Gruppe ist für die Kinder ein definitiver Schutzraum für die Dauer ihres Aufenthaltes – dies ist in der Regel nicht länger als ein Jahr. Die Gruppe ist für sechs Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren konzipiert. Die Gruppenstruktur beinhaltet bewusst keine Struktur eines Familienkonzeptes. Während des Aufenthaltes gibt es eine intensive Zusammenarbeit mit Betreutem und Herkunftssystem. So wird gemeinsam, mithilfe einer sozialpädagogischen Diagnostik, eine individuelle Perspektive für den Betreuten entwickelt. Die Kinder werden von fünf pädagogischen Mitarbeitenden und einer Hauswirtschaftskraft begleitet.
Die Mitarbeitenden sind insbesondere qualifziert im Bereich:
- Trauma und Bindung
- Hyperaktivität und Autismus
- sexuelle Auffälligkeiten
- systemische Diagnostik
Kurzzeitgruppe
Die stationäre Kurzzeitgruppe erarbeitet mit Kindern, Jugendlichen und Familien ihre individuellen Lebens- und Zukunftsperspektiven. Sie ist für sechs Kinder im Alter von zehn bis sechszehn Jahren ausgelegt. Das Ziel ist die Klärung der Krise und die eventuelle Rückführung ins familiäre System oder gegebenenfalls die individuelle Vermittlung. Die Kurzzeitgruppe arbeitet lösungs- und ressourcenorientiert und setzt an den Stärken der Kinder/Jugendlichen und des Herkunftssystems an.
Die Mitarbeitenden sind zusätzlich ausgebildet in:
- systemischer Familientherapie und -beratung
- Elterncoaching/elterliche Präsenz
- pädagogischer Arbeit mit Opfern und Tätern sexueller Gewalt
Erziehungsstellen
Neben der Aufsicht und Betreuung ist in unseren Erziehungsstellen eine Teilhabe am familiären Leben selbstverständlich. Gemeinsam gestalten wir die Lebensatmosphäre, das Wohnumfeld und die alltägliche Versorgung. Die Auseinandersetzung mit Wert- und Glaubensfragen, das Einüben lebenspraktischer Fertigkeiten sowie die Freizeitgestaltung sind alltäglich. So wird eine sozial-emotionale Förderung und Anregung der Persönlichkeitsentwicklung erreicht. Die Förderung des Sozialverhaltens und eine schulische/berufliche Förderung sind nach individuellen Entwicklungsdiagnostiken, Erziehungs- und Hilfeplanungen ein Schwerpunkt. Die Krisengestaltung und die methodische Arbeit mit dem Herkunftssystem runden mit Aktivitäten im Hinblick auf die Zeit nach der Maßnahme (Verselbstständigungsphase) das Angebot ab.